Gefühle-Letter Nr. 84 Dankbarkeit

Sie werden sagen, dass das ein ganz und gar unpassender Titel ist in dieser Zeit. Dankbarkeit. Statt Angst, Sorge, Ärger – all den Gefühlen, die durch unsere aktuelle Situation mit COVID 19 ausgelöst werden.

Wir leben plötzlich mit einer Unsicherheit, die wir vorher weder durch die Klimakrise noch durch die Weltpolitik so nahe hatten.

Was tun Sie, um mit dieser Situation fertig zu werden? Wie geht es Ihnen? Was brauchen Sie?

Ich sende allen, die gerade krank sind oder sich um einen geliebten Menschen sorgen, mein herzlich empfundenes Mitgefühl.

Heute möchte ich Sie ermutigen, die Gefühle zuzulassen, die jetzt in Ihnen auftauchen. Wir neigen nämlich dazu, uns vielleicht “ängstliche Gedanken” zu machen, die Angst aber nicht in uns zuzulassen – und erreichen dadurch nur, dass sie immer wieder bei uns anklopft. Statt dass sie sich ganz ausdrücken und dann auch wieder verwandeln darf.

Wenn Sie mögen, probieren Sie es gleich aus.

Sagen Sie sich: “So fühlt es sich an, wenn ich Angst habe”. (nachzulesen in Gefühle-Letter Basis 1)

Spüren Sie, wie sich dieses Gefühl in Ihrem Körper ausbreitet, wie es sich anfühlt. Lassen Sie es zu.

Nach einem kurzen Moment wird sich etwas verändern. Ein tiefer Atemzug, ein neues Gefühl kann entstehen. Weil sich die Angst ausdrücken durfte.

Wenn das nicht gleich gelingt, hilft die “Auch wenn es mir gerade nicht gelingt, meine Angst los zu lassen, liebe und akzeptiere ich mich wie ich bin” Übung. Reiben Sie dabei mit der rechten Hand eine Stelle unterhalb des linken Schlüsselbeins, den Selbstakzeptanzpunkt. (nachzulesen in Gefühle-Letter Basis 4 )

Es ist so wichtig, dass wir jetzt bei dem bleiben, was uns stärkt. Vertrauen stärkt unser Immunsystem und unser Gehirn, das wir brauchen, um klare Gedanken zu denken.

Die meisten von uns werden nicht direkt betroffen sein, und gleichzeitig sind wir manchmal durch die notwendigen präventiven Schritte in unserem Land in Angst und Schrecken und malen uns schwierigste Situationen aus.

Wie wir wissen, sind diese Vorstellungen nicht hilfreich. Weil sie erstens oft nicht so eintreffen, wie befürchtet, und uns zweitens schwächen. Wir ziehen unsere Kraft aus einer vertrauensvollen Haltung.

Jetzt geht es darum, dass wir diese Zeit gut überstehen. Dass wir uns gegenseitig unterstützen, und ein Trost und eine Hilfe sind.

Wenn wir genau hinschauen, gibt es an vielen Stellen kleine wunderbare Begebenheiten. Aus Italien kann man bei Facebook die berührendsten Videos sehen, von Menschen, die auf ihrem Balkon Musik machen, und anderen, die auf ihren Balkonen mit tanzen, mit singen. Kinder malen Bilder von Regenbögen und schreiben darauf “Alles wird gut”. Nachbarn bekommen Hilfsangebote, Menschen führen tiefe Gespräche, rufen sich wieder an, denken sich aus, wie sie unsere digitalen Medien verwenden können, um in Kontakt zu sein.

Ich möchte Sie anregen, in dieser Zeit den Fokus darauf zu legen, was schön ist. Achten Sie auf all die kleinen Zeichen von Liebe, von Unterstützung, von Verbindung. Vielleicht haben Sie auch eine Idee, wie Sie anderen Mut machen können.

Ich glaube, wir haben die Wahl. Glauben wir den Geschichten über ein schlecht organisiertes Gesundheitssystem – oder schauen wir dorthin, wo plötzlich herzerwärmende Nachbarschaftsinitiativen entstehen, wo Ärzte und Pflegepersonal alles geben, um Notwendiges zu ermöglichen, wo an vielen Stellen kreative Lösungen ermöglicht, liebenswürdige Botschaften verschickt werden, Unterstützung angeboten wird und neue Verbindung entsteht. Auch die Natur gibt uns in diesem beginnenden Frühling reichlich Möglichkeiten, uns an ihrer Schönheit zu freuen.

Für all das können wir uns bedanken.

Dankbarkeit bringt uns in Verbindung mit dem Geben und Nehmen, mit dem Fluss des Lebens, dem Grund unsers Seins. Dankbarkeit lässt uns den Blick dorthin lenken, wo Menschlichkeit und Liebenswürdigkeit ist, wo wir die Schönheit der Schöpfung empfinden und uns daran freuen. Dort entsteht Kraft, die uns schützen und stärken kann.

Ich grüße Sie sehr herzlich und wünsche Ihnen alles, alles Gute!