Weihnachtsvorbereitung mit der Disney-Methode

Unsere Autorin Martina Günther war in dem Workshop zu diesem Thema bei der Trainerin Sandra Walkenhorst – und hat das Entscheidungstool gleich für ihre Gedanken zu Weihnachtsbesuchen bei der Familie genutzt. Aber lies selbst:

Mit vier imaginären Stühlen auf dem Weg zur Ideenfindung – die Gefühlsmonster und die Disney-Methode

Seine Filme waren bei sämtlichen Altersgruppen beliebt und die von ihm erfundenen Cartoonfiguren Micky Maus, Donald Duck & Co. wurden zu Kultfiguren der Unterhaltungsbranche. Wer kennt ihn nicht, den US-amerikanischen Trickfilmzeichner und Filmproduzenten Walt Disney. Bei der Entwicklung neuer Ideen hat der „Märchenonkel der Nation“ gern eine Kreativitätstechnik angewandt, die heute noch ebenso nützlich wie damals ist:

Dabei hat er drei (imaginäre) Stühle besetzt, einen mit Walt, dem Träumer, einen mit dem Realisten und einen dritten mit dem Kritiker in ihm. Wobei letzterer vor allem positive Kritik anbringen, nicht als Spielverderber fungieren sollte. Der Träumer darf sich Wünschen und Phantasien hingeben, der Realist diese auf die Umsetzbarkeit hin überprüfen, Ideen zu Ende denken und konkretisieren, der Kritiker mögliche Probleme und Gefahren aufdecken.

Genau darum ging es neulich im Seminar „Die Gefühlsmonster und die Disney-Methode“. Teilnehmerinnen aus den Bereichen Erziehungswissenschaften, Führung, Coaching.

Die Dozentin Sandra Walkenhorst ist als Diplom-Sozialpädagogin und (Kinder-) Yogalehrerin tätig. Die 48-jährige Mutter eines 19-jährigen Sohnes arbeitet seit mehr als 25 Jahren mit Kindern und Jugendlichen mit und ohne besondere Bedürfnisse. Nebenbei schreibt sie erfolgreich (Yoga-) Bücher, zum Beispiel „Yoga trifft Coaching“ oder „Thai-Kinderyoga“.

Nach der kurzen Vorstellungsrunde erklärt Sandra Walkenhorst die Methode. Was sie noch darüber hinaus anregt, ist ein vierter „Stuhl“, den man mit einem neutralen Beobachter, quasi einem Moderator besetzen kann. Der passt dann auch auf, dass die Rollen (bzw. Sichtweisen) nicht miteinander vermischt werden. Interessant und nachvollziehbar: Schwierig für Visionäre der Umgang mit dem Kritiker, sie fühlen sich oft ausgebremst. Jedenfalls ist es erlaubt, mal wieder zu träumen, auch als Erwachsene!

Unsere Dozentin erarbeitet zusammen mit einer Teilnehmerin ein Beispiel, um zu verdeutlichen, wie die Gefühlsmonster die Anwendung dieser Methode unterstützen können. Dabei geht es um das Thema Selbstständigkeit. Die Teilnehmerin besetzt den „Stuhl“ Träumerin mit dem Gefühlsmonster Nr. 18

den der Kritikerin mit der Nummer 14

sowie den der Realistin mit der Nummer 2.

Zuerst ist die Träumerin ganz stark, hat klare Vorstellungen von dem, wie ihre Selbstständigkeit idealerweise aussehen könnte. Die Realistin meldet sich auch zu Wort, will erinnern, dass sie sich ein klares Ziel setzen soll, wann dieses erreicht ist und dass das Abwägen stattgefunden hat. Die Kritikerin erinnert daran, dass ihre Idee einen klaren Mehrwert braucht, fragt, was sie vielleicht übersehen hat bzw. was noch in der Argumentation fehlen könnte.

Das Ergebnis: ihr Motto ist nun „Let’s go!“ – nichts hält sie zurück, sie möchte loslegen!

Nach diesem Beispiel führen wir die Übung eigenständig in Zweiergruppen aus. Meine Frage ist, ob ich zu Weihnachten meine Familie besuchen soll. Ich wähle Monster Nummer 23 als Träumerin,

Nummer 24 als Kritikerin

sowie Nummer 15 als Realistin.

Mir fällt dabei auf, dass alle drei positive Gesichtsausdrücke haben, und damit schon vorher klar ist, wie die Antwort lauten wird. Aber erst einmal beleuchte ich mit Unterstützung durch meine Übungspartnerin die Idee von mehreren Seiten.

Der Hintergrund dieser Frage ist, dass ich eigentlich mit allen Familienmitgliedern in der letzten Zeit mehr oder weniger Konflikte hatte und die Frage ist, ob das Ausräumen der Differenzen, was ich natürlich gern machen möchte, die Stimmung nicht negativ beeinflusst oder insgesamt zu viel Raum einnimmt.

Die Träumerin in mir stellt sich alles ganz toll vor. Ich bin großer Weihnachtsfan und habe bereits den Großteil der Geschenke gekauft und bin gerade dabei, sie zu verpacken. Ich plane außerdem das Backen von Keksen, wobei ich die drei „Klassiker“ fertigen und auch neue Rezepte ausprobieren will. Das alles, Geschenke und Kekse, wird großen Anklang findet, stelle ich mir vor, und mit deren Hilfe und der friedlichen Stimmung unter der Weihnachtsbaum sind sämtliche Auseinandersetzungen schnell vergessen. Außerdem werden meine Mutter, bei der ich übernachte, und ich viele tolle Dinge unternehmen, und sie wird natürlich meine sämtlichen Lieblingsgerichte kochen.

Die Realistin merkt an, dass meine Mutter immer noch mit dem Auswirkungen eines Sturzes bzw. den damit zusammenhängenden Operationen zu kämpfen hat, vielleicht gar nicht so viel kochen kann/will bzw. nicht sehr unternehmungslustig sein will, außerdem gar nicht so viel Zeit ist, da ich eigentlich nur über die Feiertage bleiben will. Der Kritikerin fällt noch ein, dass die Stimmung durch evtl. Bahn-Streiks getrübt werden könnte und ich schlimmstenfalls gar nicht reisen kann. Falls doch, meint sie an, dass die Differenzen nicht von einer weihnachtlichen Stimmung einfach so eliminiert werden, sondern dass noch ein Stück Arbeit auf mich/uns warten wird.

Das Ergebnis der Übung ist für mich, dass ich mich sämtlichen Herausforderungen stellen und meine Familie besuchen will.

Wir werden gerade rechtzeitig fertig, als wir von Sandra Walkenhorst aus den Breakout-Rooms zurück in den großen Raum geholt werden. Was sich bei mir herausstellt, ist, dass ich zwei Rollen miteinander vermischt habe, und zwar die der Realistin sowie der Kritikerin. Diese gut auseinanderzuhalten fand ich tatsächlich schwierig. Letztlich bleibt die Erkenntnis, dass man die Anwendung der Methode üben muss. Toll finde ich, dass unsere Dozentin anbietet, dass wir Teilnehmerinnen auch später auf sie zukommen können, um evtl. auftretende Fragen zu klären.

Nach einer inspirierenden Stunde entlässt uns Sandra Walkenhorst in den Abend. Zurück bleibt mir noch der Vorsatz: Es hat mir sehr gut gefallen, und ich will wieder öfter an Seminaren der Gefühlsmonster Akademie teilnehmen.

Martina Günther, Berlin 1.12.2023