Gefühle-Letter Nr. 43 “Die Worte hüten”

5. Dezember, Plänterwald Berlin
5. Dezember, Plänterwald Berlin

Wie ist es mit Ihrer Selbstliebe bestellt? Sind Sie immer freundlich zu sich, wenn Sie etwas nicht so getan haben, wie Sie wollten? Sagen sich: “Hey, Liebes, mach dir doch keine Gedanken, dass du die Weihnachtsgeschenke nicht fertig kriegst. Du brauchtest heute einfach mal einen richtigen Erholungstag, den hast du dir genommen, und nun wird dir alles leichter von der Hand gehen, bestimmt!”

Oder: “Hey, Lieber, ich weiß, wie wichtig es dir war, heute nicht aufbrausend zu reagieren. Es hat nicht geklappt – aber ich weiß, du wirst es schaffen, du arbeitest so hart daran! Bleib dran, ich weiß, du hast das Zeug dazu!”

Unsere Selbstliebe ist so empfindsam wie ein Zweig, der frisch mit Rauhreif bedeckt ist. Sobald Sie dran stoßen, fallen all die wunderschönen zarten Kristalle ab. So, wie unsere Zuversicht, auf einem guten Weg zu sein, sich verflüchtigt, sobald wir harsch, unfreundlich mit uns sprechen.

“Natürlich hast du wieder mal rumgetrödelt heute!”  “Du schon wieder!” “Du schaffst es einfach nicht!” “Immer quatscht du dazwischen” oder “Wieder mal hast du den Mund nicht aufgemacht”…. – Sie werden Ihre eigenen Beispiele kennen.

Und: hilft es Ihnen auf Ihrem Weg, mehr Sie selbst zu sein? Kommen Sie auf diese Weise voran mit den Dingen, die Sie an sich weiter entwickeln möchten? Ich glaube, nicht.

Heute möchte ich Sie einladen, diese Vorweihnachtszeit dafür zu nutzen, die Worte zu “hüten”, die Sie sich selbst sagen. Einfach mal als Übung in jedem Moment, wo Sie eine kleine oder größere Unzufriedenheit mit sich verspüren, sich selbst etwas von ganzem Herzen Nettes zu sagen. Etwas Ermutigendes, Stärkendes. Und dann zu schauen, wie es Ihnen danach geht. (Wenn Sie mögen, lesen Sie nochmal den Gefühle-Letter Nr. 37, dort finden Sie die ursprüngliche Anleitung zu dieser Art des Umgangs mit sich selbst).

Das wäre doch ein schönes vorweihnachtliches Geschenk, was meinen Sie? Wenn Sie die kleinen Fortschritte, die Sie machen, nicht nur bemerken, sondern mit freundlichen Worten bestärken.

Und wenn Sie jetzt denken, dass es ja so garnicht gut ist, sich selbst mit Samthandschuhen anzufassen, dass Sie das nicht stärkt für Ihr Leben, dann möchte ich Ihnen sagen, dass es genau umgekehrt ist.

Selbstliebe heißt, dass Sie sich immer mehr bewusst sind, was Sie selbst brauchen, um in dieser Welt zu sein. Um Ihr Potenzial zu entwickeln und das nach außen zu bringen, was in Ihnen steckt. Die Aufmerksamkeit, die Sie sich gönnen, indem Sie einen kurzen Moment lang inne halten und sich eine neue Formulierung für einen alt bekannten abwertenden Satz finden, wird Sie dahin begleiten, sich so anzunehmen, wie Sie sind. Diese Annahme ist die Basis dafür, weiter zu lernen, der Mensch zu werden, der Sie sein möchten.

Also: hüten Sie Ihre Worte, hüten Sie Ihre Gedanken. Und freuen Sie sich daran, nach einem freundlichen Satz zu sich selbst mehr Energie und Freude zu empfinden. Das wünsche ich Ihnen!