Von einer, die auszog, einen Streit zu beenden und ihre Bewertung hinterfragt fand

Kürzlich erreichte uns dieses Feedback von einer Mutter zweier Schulkinder:

„Freitagnachmittag, 15.30h, Arbeit vorbei, schnell zur Schule, Kinder abholen und dann ab nach Hause und auf in ein schönes Wochenende. Soweit mein Gedankengang. Meine beiden Kinder hatten ganz offensichtlich akutere Bedürfnisse, denn kaum waren wir aus dem Schultor heraus, flogen verbal die Fetzen. Der Große (9) provozierte, die Kleine (6) hielt dagegen. Ich fand mich mittendrin und jegliche Vermittlungsversuche meinerseits endeten nur darin, dass zwar vielleicht ein Feuer ausgetreten war, gleichzeitig aber zwei neue entflammten.

Auch zu Hause ließen die beiden Kampfhähne nicht locker. Mein Gefühl war, dass vor allem mein Sohn fertig von seinem langen Schultag nun in seiner Schwester ein willkommenes Opfer zum Aggressionsabbau fand und sie tat mir leid, denn obwohl sie ihrem Bruder auch ordentlich Paroli bot, hatte sie den Streit doch nicht vom Zaun gebrochen. Ich merkte, wie ich selbst zunehmend wütender wurde im Angesicht der meiner Meinung nach ungerechtfertigten Attacke auf die kleine Schwester und ich suchte krampfhaft nach einer Möglichkeit, den Streit zu beenden. Da fielen mir die Gefühlsmonster-Karten ein – wenigstens, so meine Hoffnung, würden sie den Fokus der Diskussion verschieben und vielleicht ein wenig Ruhe einkehren lassen.

Mein Sohn war wenig begeistert, „Jetzt kommst du auch noch mit den blöden Karten …“, setzte sich aber dazu. Ich bat beide, jeweils eine Karte für das eigene Gefühl in diesem Streit auszusuchen und dann auch eine Karte für den jeweils anderen.

Die Konstellationen überraschten mich kaum –

Sohn über sich selbst –

Nr. 8
Nr. 8

Sohn über die Schwester –

Nr. 16
Nr. 16

Tochter über sich selbst –

Nr. 4
Nr. 4

Tochter über den Bruder –

Nr. 8
Nr. 8

Nachdem beide Kinder kurz erklärt hatten, warum sie diese Karten ausgewählt hatten, bat ich sie noch, eine oder mehrere Karten auszusuchen, die anzeigen, wie sie sich jetzt gerne fühlen würden. Meine Tochter wählte die

Nr. 11
Nr. 11

(„weil ich mich wieder vertragen will“) und die

 

 

 

 

Nr. 15
Nr. 15

(„weil das meine Lieblingskarte ist“),

 

 

 

 

mein Sohn wählte die

Nr. 1
Nr. 1

!!!

 

Als ich ihn fragte, ob er mir erklären möchte, was die Karte für ihn bedeutet, meinte er erst einmal nur, dass er sauer wäre auf seine Schwester. Und dann sprudelte aus ihm heraus, dass er sich in der Schule von seiner kleinen Schwester bloßgestellt gefühlt hätte, weil diese vertrauliche Informationen vor all seinen Freunden preisgegeben habe. Und auf einmal konnte ich verstehen, worum es bei diesem Streit wirklich ging und wie falsch meine Vorstellungen zu Ursache und Wirkung vorher eigentlich waren. Das hat mich umgehauen, denn ohne die Karten hätte ich meine eigenen, subjektiven Annahmen nie so hinterfragt und es wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Provokationen des Nach-Hause-Wegs ein derartiges Vorspiel gehabt haben könnten.“